Jurist im Verlag

Verfasst von Finn Holzky

Neue Wege einschlagen: Als Jurist in den Verlag?

Vom Gesetzbuch zur Literatur

Das Verlagswesen ist ein beliebter und interessanter Arbeitsbereich sowohl für gestandene Jurist:innen als auch für solche, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Welche Aufgaben dich hier erwarten, wie sich diese Jobs darstellen, welche Qualifikationen gefordert werden und wie das Gehalt als Jurist:in im Verlag ausfällt – das alles erfährst du in diesem Artikel.

 

Ein breites Angebot mit sehr verschiedenen Voraussetzungen

Wer sich auf den gängigen Online-Portalen nach Stellenanzeigen im Verlagswesen umsieht, der stößt auf eine Vielzahl von ausgeschriebenen Jobs, die sich entweder ausdrücklich nur an Jurist:innen oder zumindest auch an Jurist:innen richten. Anders als man erwarten könnte, beziehen sich diese Jobs mitnichten nur auf interne Rechtsangelegenheiten oder das Erstellen von juristischen Inhalten. Insbesondere die digitalen Angebote vieler Verlage verlangen nach entsprechendem juristischen Know-How.

So werden Jurist:innenen beispielsweise als Programm oder Content Manager zur inhaltlichen Konzeption von digitalen Angeboten oder Volljuristen für die Erstellung und die Unterhaltung von juristischen Datenbanken gesucht.

Auch als Lektorinnen und Lektorinnen werden Jurist:innen häufig gesucht, entweder als Lektoren für juristische Inhalte oder aber als Lektorinnenen für fachfremde Literatur, die einen juristischen Blick auf die Inhalte gewährleisten können – So zum Beispiel bei Büchern zu Themen wie Wirtschaft und Börse, bei denen bestimmte Grenzen in der Formulierung nicht überschritten werden dürfen. Vor allem die großen juristischen Verlage und die an die großen Repetitorien angeschlossenen Verlage suchen nahezu permanent nach Volljurist:innen, wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen oder Referendar:innen bzw. Praktikant:innen für die verschiedensten Aufgaben. Wie so ein Praktikum aussehen kann, erfährst du in diesem Erfahrungsbericht über ein Praktikum in der ARD Rechtsredaktion.

Die Qualifikation: Noten sind ein Thema, aber nicht alles

Offensichtlich kann es keine pauschalen Qualifikationen geben, die jede:r Jurist:in in den verschiedenen Verlagen und Jobs mitbringen muss, wenn diese so unterschiedlich gestaltet sind. Tendenziell lässt sich aber feststellen, dass zwar auch in diesem Arbeitsbereich die Noten der Bewerber wie für juristische Tätigkeiten typischerweise eine große Rolle spielen, die Anforderungen allerdings nicht ganz so hoch und auch die Grenzen nicht so starr sind, wie sie es zum Beispiel in größeren Kanzleien häufig sind.

So sind zum Beispiel Zusatzqualifikationen – inhaltlicher Art wie eine weitere Fachrichtung oder technischer Art, zum Beispiel in Form von absolvierten Workshops oder gemachten Erfahrungen – im Verlagswesen, von größerer Bedeutung.

Hier können also sowohl Nebenjobs aus der Studienzeit als auch ein weiterer Studienabschluss nützlich sein. Für Interessierte Jurist:innen bzw. Jurastudierende empfiehlt es sich daher, bereits früh in das Verlagswesen hineinzuschnuppern und beispielsweise ein Praktikum oder einen Nebenjob in diesem Bereich anzunehmen. Doch auch später im Referendariat oder als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in zwischen den Examen gibt es noch viele Möglichkeiten, um sowohl Erfahrungen als auch Kontakte zu sammeln, die später bei der Jobsuche und dem Einstieg behilflich sein können. Gerade für Bewerber:innen, die kein Prädikat, dafür bereits viele Erfahrungen in diesem Bereich haben, gibt es hier die Chance einen alternativen, aber sehr spannenden Karriereweg einzuschlagen.

Gehalt im Verlag: Was verdienen Jurist:innen im Verlagswesen?

Wie lukrativ ein Job als Jurist:in in einem Verlag wirklich ist, kann ebenfalls nicht pauschalisiert werden. Leitende Angestellte in Verlagen verdienen zum Beispiel in einer Größenordnung, wie man sie auch aus Gehältern in Großkanzleien kennt, Lektoren und inhaltlich oder in der Recherche tätige Jurist:innen verdienen zwar sehr unterschiedlich, tendenziell aber weniger als Anwält:innen in sehr großen Kanzleien. Generell gilt, dass sowohl die Größe des Verlages als auch die Position bzw. die mit der Position verbundene Verantwortung für Mitarbeiter:innen den größten Einfluss auf das Gehalt haben. Noten und Dauer der Betriebszugehörigkeiten tragen ebenfalls zu der Höhe des Gehalts bei, sind in der Regel aber deutlich weniger wichtig.

Realistische Schätzungen der Gehälter für Jurist:innen im Verlagswesen zu finden gestaltet sich recht schwierig, die Einstiegsgehälter werden allerdings verlässlich zwischen 40.000 Euro und 55.000 Euro Brutto eingeordnet.

Deutlich mehr erhalten entweder nur langjährige Mitarbeiter in höheren Positionen oder Einsteiger:innen, die bereits früh Personalverantwortung übernehmen oder aber als Referenten für einen Verlag tätig sind. Die durchschnittlichen Schätzungen des Online-Portals „Gehalt.de“ beruhen dabei auf den freiwilligen Angaben von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern bei vielen verschiedenen Portalen.

Arbeitgeber sind keine Mangelware

Wer sich während des Studiums, zwischen verschiedenen Stationen oder nach dem Abschluss als Jurist:in in das Verlagswesen stürzen möchte, der hat, wenn man so möchte, die Qual der Wahl. An potentiellen Arbeitgebern mangelt es nicht: Sowohl große Zeitungsverlage, spezialisierte juristische Verlage als auch Verlage mit anderer Ausrichtung suchen händeringend nach Jurist:innenen für die bereits angesprochenen Jobs. Egal ob man Lektor:in für verschiedene Texte in einem spezialisierten Verlag für wissenschaftliche Bücher oder aber Content Manager für einen großen Verlag mit eigener digitaler Plattform werden möchte – es gibt immer eine breite Auswahl an Jobs und Arbeitgebern.

Zudem suchen Verlage selbstverständlich auch nach Jurist:innen für die internen juristischen Angelegenheiten. Vor allem größere Verlage benötigen Arbeitsrechtler und Arbeitsrechtlerinnen und Spezialist:innen für das Medienrecht.

Verlage, die mit Auslandsangelegenheiten zu tun haben, benötigen auch hierfür stets juristisches Know-How innerhalb des Unternehmens. Selbst unter den Journalist:innen befinden sich viele studierte Jurist:innen, die ihr Wissen über Staatsrecht, Politik und die Gesetzesgebung in ihren Arbeitsalltag einbringen können.

Fazit: Es gibt nicht nur den einen Weg

Um als Jurist:in einen Job in einem Verlag zu bekommen, können verschiedene Wege die richtigen sein. Sowohl die Aufgaben als auch die hierfür benötigten Qualifikationen sind so unterschiedlich, dass es fast immer möglich ist, irgendwo Fuß zu fassen. Vor allem berufliche Erfahrungen und frühes Knüpfen von Kontakten erhöht die Chancen den Traumjob zu ergattern, gute Noten helfen natürlich, sind aber weniger relevant als für den Weg in eine Großkanzlei.
 

Vor allem Verständnis für Sprache, Interesse am Verlagswesen und den dazugehörigen Aufgaben und Aufgabenfeldern, sowie gute Kontakte sind das wichtigste Rüstzeug für Jurist:innen, die sich im Verlagswesen zurecht finden möchten. Jobs und Arbeitgeber gibt es genügend und der Arbeitsalltag gilt als sehr abwechslungsreich und spannend. Es gibt also viele gute Gründe, einmal über den Tellerrand von Kanzleien und Justiz zu schauen und dem Verlagswesen eine Chance zu geben.